Donnerstag, 14. April 2011




Im Jahr 2001 erschien mit „Golden Sun“ eines der zweifellos besten klassischen Japan-Rollenspiele für den Game Boy Advance. Nun steht fast zehn Jahre und eine Konsolengeneration später mit „Golden Sun: Die dunkle Dämmerung“ der dritte Teil der Reihe in den Läden und es stellt sich die Frage, ob sich ein erneuter Ausflug in die Welt von Weyard lohnt.I

Während die ersten beiden Golden Sun Titel noch zeitlich und inhaltlich relativ nah aufeinander folgten, hat der dritte Teil nicht nur lang genug auf sich warten lassen um nun eines der letzten großen Spiele auf dem Nintendo DS zu werden, sondern er spielt auch 30 Jahre nach den Ereignissen der ersten Golden Sun Spiele. Diese, zur kurzen Erinnerung, erzählen die Geschichte einer kleinen Gruppe Magiekundiger, sogenannter Adepten, die im Verlauf ihrer Abenteuer eine bislang versiegelte Macht entfesseln, deren Wiederauftauchen die Welt bis in ihre Grundfesten erschüttert und vollkommen verändert. Durch die Aktivierung der sogenannten Goldenen Sonne kehrt mit der Alchemie gewissermaßen die Magie in die Welt zurück, was bedauerlicherweise großflächige Zerstörungen zufolge hat, andererseits aber auch den Untergang der Welt verhindert. 30 Jahre später ist es nun an den Nachkommen der ursprünglichen Helden, sich ihrerseits auf die Reise zu begeben. Ursprünglich sollen Matthew, Tyrell und Kiara nur ein Ersatzteil für eine Flugmaschine auftreiben, geraten dann aber in ein Abenteuer, das dem ihrer Eltern in nichts nachsteht.

Diese ganze Geschichte wird in einem Spiel entwickelt, das weder für Kenner des Genres noch Fans der Vorgänger besondere Überraschungen bereit hält. Golden Sun: Die Dunkle Dämmerung ist ein Japan-Rollenspiel, wie es klassischer kaum sein könnte. Man steuert Matthew als Gruppenführer stellvertretend für die anderen Charaktere abwechselnd durch isometrische, detailliert entworfene Dungeons und Städte und über die naturgemäß nicht ganz so detaillierte Weltkarte zwischen den einzelnen Schauplätzen. Dabei gilt es, regelmäßige Zufallskämpfe zu bestreiten, in deren Verlauf die Charaktere durch Erfahrungsgewinn stärker werden und unterschiedliche Rätsel zu lösen. Das Spiel ist zunächst sehr linear, erst später bekommt man zusammen mit einem Transportmittel die Möglichkeit, sich freier auf der Weltkarte zu bewegen und Weyard auf eigene Faust zu erkunden. Das Alleinstellungsmerkmal von Golden Sun: Die Dunkle Dämmerung besteht, wie bei vergleichbaren Spielen, in den Besonderheiten des Kampf- und Charakterentwicklungssystems. Als allesamt magisch begabte Adepten haben die Charaktere die Möglichkeit, sich mit bestimmten Naturgeistern Weyards zu verbünden, den sogenannten Djins. Djins existieren in vier verschiedenen Grundtypen, die mit den Elementen korrespondieren: Venus-Djins sind mit Erde und Pflanzenwachstum assoziiert, Mars-Djins haben mit Feuer zu tun, Jupiter-Djins haben Macht über Elektrizität und Wind und Merkur-Djins sind eng mit Wasser verbunden. Die Suche nach Djins macht einen der wesentlichen Sammeltriebe des Spiels aus, man kann sich die Sache ein bisschen wie Pokémon mit Zauberern vorstellen. Einmal entdeckt, kann man Djins mit einzelnen Charakteren verbünden, was deren Charakterwerte, aber auch ihre magischen Fähigkeiten beeinflusst. Ein Mars-Djin verleiht zum Beispiel die Fähigkeit, Gegner im Kampf mit Feuer anzugreifen. Die über 70 Djins aus den vier verschiedenen Elementtypen ermöglichen dabei zahllose Kombinationen, die jeweils andere Werte und Zaubersprüche für die Charaktere zur Folge haben. Außerhalb von Kämpfen kann man die Djins beliebig hin- und hertauschen. Im Kampf besteht zudem die Möglichkeit, einzelne Djins zu entfesseln, sie also direkt auf den Gegner (oder die eigene Gruppe) loszulassen. Die Effekte reichen von Element-basierten Angriffen bis hin zu gruppenweiten Stärkungszaubern. Das Entfesseln von Djins will allerdings wohlüberlegt sein, da die einmal losgelassenen Djins eine Weile nicht mehr mit dem Charakter verbunden sind, er also möglicherweise kurzfristig Zaubersprüche verliert. Entfesselte Djins bieten allerdings auch einen großen Vorteil: die nicht direkt mit Charakteren verbundenen Naturgeister können eingesetzt werden, um mächtige Beschwörungen aufs Schlachtfeld zu rufen; die stärksten Angriffe im Golden Sun-Universum.

All das ist allerdings nur selten notwendig, denn Golden Sun: Die dunkle Dämmerung ist kein wirklich schwieriges Spiel. Insbesondere Kenner des Genres werden auf wenig Widerstand stoßen, selbst die regelmäßigen Bosskämpfe laufen meist nach dem Schema ab, dass man so lange Djin-Spezialattacken verwendet, bis man genug freie Naturgeister für die mächtigsten Beschwörungen hat, die auch mit dem stärksten Gegner kurzen Prozess machen. Außerhalb der Kämpfe spielen die Djins nur eine indirekte Rolle, da die von ihnen verliehenen Zauberkräfte, die Psynergie, notwendig ist, um die zahlreichen Rätsel in den verschiedenen Dungeons des Spiels zu lösen. Hier liegt eine der Stärken des Spiels, da es ein ohne Zweifel ungewöhnlich rätsellastiges Rollenspiel ist. Die Puzzles sind allerdings allesamt nach etwas Überlegen zu lösen und abwechslungsreich genug, um nie langweilig oder anstrengend zu werden.

Bleibt noch, einige Worte zur Grafik zu verlieren, die bei einem Spiel, dessen Vorgänger zur Grafikreferenz seiner Generation zählte, unter besonderer Beobachtung steht. Die dunkle Dämmerung lässt einen aber nicht so sehr staunen wie seine Vorgängertitel, dazu sind auf dem DS in den letzten Jahren zu viele zu gut aussehende Spiele erschienen. Die Grafik ist allerdings dennoch sehr ansehnlich, besonders im dreidimensionalen Kampfbildschirm beeindrucken die Zauber- und Djineffekte und die nach allen Regeln der Kunst in Szene gesetzten Beschwörungen.

Unterm Strich ist Golden Sun: Die dunkle Dämmerung ein sehr gutes, aber nicht überragendes Rollenspiel, das sich sehr stark auf klassische Tugenden verlässt und mit abwechslungsreichen Rätselpassagen erfreut. Man muss kein Kenner der Vorgängertitel sein, um schnell ins Spiel zu finden (auch die Story der früheren Spiele wird anhand schicker Bilderbücher im Spiel erklärt) und durch seinen vergleichsweise geringen Schwierigkeitsgrad und seine einfach strukturierte Erzählung ist es auch für Einsteiger oder jüngere Spieler geeignet. Wer über kleine Ärgernisse wie den sehr knapp bemessenen Inventarplatz und die lediglich drei Speicherslots auf dem Modul hinwegsehen kann, kann sich mit Golden Sun: Die dunkle Dämmerung über eines der letzten großen Rollenspiele auf dem Nintendo DS freuen.

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