Montag, 1. August 2011

Juicy Beats 16

Wie jedes Jahr im Sommer war es am Samstag wieder soweit: Die Musikfreunde der Region waren aufgerufen, den Dortmunder Westfalenpark zur Partymeile zu machen und ca 25.000 folgten dem Ruf zum Juicy Beats 16. Angekündigt waren neben Gossip-Frontfrau Beth Ditto HipHop-Namen wie Prinz Pi und die Rapper von K.I.Z, Bonaparte und The Notwist für die Rocker oder Frittenbude und Boys Noize für die Dance Fans.
Am Festivalvortag dann leider der erste Wemutstropfen: Beth Ditto sagte aus familiären Gründen ab, ihren Platz auf der Mainstage zur besten Zeit bekamen Frittenbude.

Der zweite Wemutstropfen wäre fast das Wetter geworden, doch meinte es Petrus nach regnerischem Vormittag gut mit allen Feiernden, es blieb trocken. Dennoch füllte sich der Park später als im Vorjahr, eng wurde es erst ab etwa 17 Uhr. Und wer da Prinz Pi sehen wollte, brauchte Geduld. Das abgesperrte Arenal unter dem Sonnensegel war schnell gefüllt und nach einem kraftvollen Konzertbeginn des Berliner Rappers, der begleitet von den Fans seine Single "Du bist" performte, war auch erst einmal Pause. Das Arenal war zu voll und leerte sich erst nach einer Komplettunterbrechung sowie der Durchsage, dass momentan niemand mehr rein, aber auch keiner mehr raus komme. Stille also auf der Bühne, aber in Dortmund kocht die Stimmung bei Erwähnung des BVB ja immer. Und da dessen DFB-Pokal-Auftritt bei Sandhausen ja noch anstand, feierten die Fans erst einmal ihren Fußballmeister und sich selbst. Nach fast 30 minütiger Unterbrechung ging auch das Konzert weiter, die Stimmung kochte, zumal ein Großteil der Anwesenden selbst bei älteren Hits extrem textsicher war.
Da im direkten Anschluss auf der Hauptbühne aber schon die Fäkalrapper von K.I.Z. an der Reihe waren, wanderten viele Fans dorthin ab mit dem Bedauern, dass der ohnehin schon äußerst knapp veranschlagte Wechsel von Abitur- zur "Ghetto-Abitur"-Musik nun bedeutete, nur fünf Lieder gehört zu haben und Prinz Pi eher verlassen zu müssen.
Partyrap für eine gefüllte Festwiese boten K.I.Z. wie erwartet – HipHop-Klischees wurden aufs Korn genommen („Alle Rapper schreiben über ihre Mütter – Wir haben nun auch über ihre Mütter geschrieben“, sprach’s mit aufblasbarem Maschinengewehr in der Hand) und Sekt wurde zur Abwechslung mal nur mit den männlichen Fans getrunken.
Vor der Mainstage rockten die Fans weiter bei Frittenbude und Boys Noize und wem es dort zu voll war oder wer andere Musik suchte, der konnte noch eine der über zwanzig weiteren Locations aufsuchen, von Reggae zu Dance zu Poetry-Lesungen war alles dabei.
Aber da aller guten Dinge drei sind, muss es ja auch noch einen letzten Wermutstropfen geben: Leider war der ausgeteilte Programmzettel nicht ganz up to date. Wer sich am funkhauseuropa-Floor die Zeit vertreiben wollte, stellte fest, dass obwohl dort erst ab 22 Uhr Acts sein sollten, schon vorher Live-Musik statt fand. Bis 22 Uhr. Ohne „Nachschlag“. Denn nach 22 Uhr, so wurde den Zugaben fordernden Fans erklärt, dürfe seit der Katastrophe von Duisburg keine Live-Musik mehr gespielt werden, allein DJs würden auf allen Floors die weitere Unterhaltung übernehmen. Für die Dancefans und erst später im Park ankommenden Diskojünger dürfte das kein Problem gewesen sein. Schade nur für die übrigen.

Bleibt also zu resümieren:
Das Juicy Beats 16 war trotz des Headliner-Ausfalls ein prima Festival (wenn auch organisatorisch mit ein bisschen Luft nach oben).
Wer hier keine Musik findet, die er mag, dem ist nicht mehr zu helfen. Und wer sich einfach mal überraschen lassen, einen Sommertag plus -nacht tanzend verbringen oder einfach nur mit Freunden bei guter Musik im Park abhängen möchte, der sollte sich Juicy Beats 17 schon im Kalender vormerken. (Sabine)

Juicy Beats ist das wohl etwas andere Festival. Statt die Bühnen und Stages nach Sponsoren zu benennen, heißen sie hier wie Früchte. Die Main Stage ist der Apfel, die Bühne des FZWs ist die Himbeere und wer dem Ruf der Erdbeere erlegen ist, der fand sich bei der Sounds & Poetry Stage wieder. Diese kleine Auswahl zeigt, dass das Juicy Beats wie jedes Jahr vor allem eins ist: bunt. Auf über 25 Bühnen gibt es jede nur denkbare Form von Musik und Unterhaltung, um die Besucher des eintägigen Festvials im Dortmunder Westfalenpart bei Laune zu halten. Deftige Bässe für die Elektrofans, heiße Rhythmen für Anhänger spanischsprachiger Musik aus aller Welt und Gitarrenriffs für Rocker. Wo immer man auch hinging, Musik war allgegenwärtig und es war schwer etwas zu finden, was einem nicht gefällt. Auf den Wegen zu den Bühnen gab es, typische für Festivals, jede Menge Ess- und Getränkestände. Kurios, aber gleichzeitig auch sehr gewieft, dass man für ein Pommesschälchen 50 Cent Pfand zahlen musste, um so ein wenig der Verschmutzung des Parks den Riegel vorschieben konnte.

Persönliche Highlights waren die Auftritte von K.I.Z. auf der Main Stage, die ihre ganz eigene Art von Humor in ihre Texte und Bühnenshow packten, Prinz Pi unter dem Sonnensegel, welcher auf Grund von Platzmangel zeitweise den Auftritt unterbrechen musste, und ein Mörderset vom Hamburger DJ Boys Noize. Leider musste der eigentliche Headliner Beth Ditto wegen familiären Problemen ihren Gig sehr kurzfristig absagen, ihren Platz nahmen die Jungs von Frittenbude auf der Main Stage ein. Der Stimmung tat die Absage jedenfalls keinen Abbruch, denn Frittenbude lieferte sehr ordentlich ab und die rund 25.000 Besucher auf dem Festgelände feierten bis spät in die Nacht hinein. Friedlich, gut gelaunt und mit jeder Menge Lust auf mehr Früchte im nächsten Jahr. Dann auch hoffentlich mit ein wenig Sonne. Der Regen blieb zwar dankenswerterweise aus, aber ein so farbenfrohes Fest verdient keinen grauen Himmel. (Stefan)

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