Freitag, 25. März 2011

Kirby und das magische Garn


„Kinder, wie die Zeit vergeht,“ das denken wir in den letzen Monaten bei einem Blick in den Games-Schrank häufiger. Viele Spielehelden unserer Kinder- und Jugendtage feiern Jubiläumsgeburtstage oder kehren einfach nach langer Bildschirmabstinenz zurück auf die Konsolen. Nach Super Mario-Ausgaben und einer sehr guten, aber auch sehr fordernden Version von Donkey Kong im letzten Jahr schickt Nintendo nun auch Kirby zurück in Bewusstsein und Herzen der Spieler. „Kirby und das magische Garn“ heißt der neue Titel, der ganz stilecht in einer rosa Häkeltasche ausgeliefert wird, zusammen mit einem Aufnäher des kleinen Windbeutels. Wer davon noch nicht verzückt ist, wird es spätestens nach Anschalten der Konsole sein: Kirby wandert durch Dreamland, kann aber, verfressen wie er ist, einer so benannten Metamomate des Fieslings Grimmgarn nicht widerstehen. Das Futtern selbiger teleportiert ihn also nach Stoffland, wo er in Prinz Plüsch einen neuen Freund findet. Allerdings verliert der kleine rosa Pummel durch seine Verwandlung in ein Wollwesen seine charakteristischste Eigenschaft: das Aufsaugen von Gegnern. Hilflos ist er aber noch lange nicht. 
Um zusammen mit Prinz Plüsch Teile des magischen Garns zu finden und die einzelnen Teile Stofflands wieder zusammenzunähen, kann Kirby Gegner aufribbeln, zusammenschnüren oder sich selbst komplett umnähen: Mal in einen Kirby-Panzer, mal in ein kleines Schaufelfahrzeug, dann in einen Delfin usw. Dabei sind die Welten und Level, wie von Nintendo nicht anders gewohnt, so liebevoll gestaltet, dass einem das Herz aufgeht. Ist Kirby langweilig, fängt er mit dem Seilspringen an, will man schneller vorankommen, verwandelt er sich in ein kleines hupendes Auto (in der Schneewelt in einen Schlitten) und wer mit einem Wolldelfin Wasserbasketball gespielt hat, um Perlen für die Medaillenwertung zu sammeln, um den ist es schnell geschehen. Kleine Details der Nähwelt sind ebenso knuffig, kann man doch an verschiedenen Stellen Reißverschlüsse aufziehen, Perlen von Bäumen schütteln und über Torten, Dinos und Sterne springen, die an Kuscheltiere der Kindheit erinnern. Und natürlich sind mit König Dedede, seinen Waddle-Dees und Meta-Knight alte Bekannte mit an Bord, die das Spiel familiär erscheinen lassen.
Aber „Kindheit“ ist auch ein gutes Stichwort. Denn davon wird Kirby viele bereichern. Für Erwachsene ist das Spiel hingegen nur eine nette Unterhaltung für zwischendurch. Die Story ist klar an Kindern ausgerichtet, die ihr gut folgen können dürften, zumal die Stimme des Erzählers die eines Märchenonkels par excellence ist. Leider orientiert sich auch der Schwierigkeitsgrad eher an jüngeren Spielern und Einsteigern, denn Sterben ist im Konzept nicht vorgesehen. Das mag nach der ein oder anderen Erfahrung mit Donkey Kong recht verlockend klingen, wirkt sich bei Kirby aber zumindest bei langjährigen Spielern auf die Motivation aus, da eine wirkliche Herausforderung fehlt.  Lustiger wird es für die älteren Spieler hingegen beim Koop-Multiplayer: Man rammt sich mit den kleinen Autos, schnürt sich zusammen, wirft sich gegenseitig durch die Gegend und nebenbei kann man noch versuchen, 100% aller Gegenstände zu finden, wobei man, verwandelt in coole Dinge, seine Aktionen aufeinander abstimmen sollte.
Während man mit erhaltenen Aufnähern neue Level frei schaltet, kann man beim Spielen zudem Einrichtungsgegenstände einsacken und ein zugeteiltes Zimmer damit dekorieren. Aber Mooooment: eine Stoffwelt, Aufnäher, Wollwesen in einem Jump ’n’ Run – Ja, das erinnert stellenweise wirklich an Little Big Planet mit seinen Sackboys. Allerdings gibt es in „Kirby und das magische Garn“ weniger intertextuelle Referenzen und weniger völlig durchgeknallte Charaktere, was aber nicht negativ gemeint sein soll. Kirby ist eben ein Little Big Planet für die Little Ones, das auch Größere verzaubern kann. Daher kann ich durchaus eine Spielempfehlung aussprechen. Einzig wer epischen Spielspaß mit gruseligen Gegnern sucht und für die süßen Dinge im Leben nichts übrig hat, sollte seine Zockerfingerchen von dem Game lassen. Aber mal ehrlich: Wer würde sich so ein Spiel von Nintendo wünschen?

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